Für solche, die froh über jeden fertigen Absatz sind, mag es purer Luxus sein, sich über Schreib-Geschwindigkeit Gedanken zu machen. Aber falls man sich gerne verbessert oder mit professionellen Schriftstellern vergleichen möchte, dann kommt man um das Thema Schreib-Geschwindigkeit nicht herum.
Wortzahl
Die reine Mathematik der Schreib-Geschwindigkeit beschäftigt sich damit, wieviele Wörter man in einer vorgegebenen Zeit in die Tasten hauen kann. Und wie lange man dadurch braucht, um (zum Beispiel) endlich den 100.000 Wörter Roman zu schreiben. Als Hobbyist ist das zwar keine Pflicht, aber wer häufiger schreibt oder auf ein (Schreib-) Ziel zu arbeitet, der will seine Schreib-Geschwindigkeit kennen.
Zuallererst: hier geht es nicht um die Tipp-Geschwindigkeit. Beim Geschichtenschreiben muss man sich Gedanken über das machen, was als nächstes passieren soll und ist damit deutlich langsamer, als wenn man nur das Rezept eines Erdbeerkuchens abtippt. Die durchschnittliche Schreibgeschwindigkeit liegt bei 500 Wörtern pro Stunde (8 Wörter pro Minute). Selbst wenn man technisch gesehen schneller ist darf nicht vergessen werden, dass man einige Minuten damit verbringt, nach dem richtigen Wort zu suchen oder sich daran zu erinnern, was genau als nächstens passieren sollte.
Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 500 Wörtern pro Stunde und dem Ziel, einen 100.000 Wörter Roman zu schreiben kommt man auf folgende Rechnung: 100.000 / 500 = 200 Stunden Schreiben. Wenn man im Jahr jeden Tag versucht eine Stunde zu schreiben, einige Tage aussetzt und auch noch Urlaub macht, dann reicht das aus, um innerhalb eines Jahres den ersten Entwurf zu verfassen.
Am besten protokolliert man einige Schreibeinheiten, um die eigene Schreib-Geschwindigkeit zu ermitteln. Falls gerade NaNoWriMo ist: dort gibt es eine schicke Statistik genau dafür.
Gewohnheiten
Manche Schreiberlinge brauchen ihre Aufwärmphase, in der sie etwas langsamer sind. Andere nutzen die erste halbe Stunde ihrer wertvollen, täglichen Schreibzeit, um eine leere Seite anzustarren.
Regelmäßiges Schreiben hilft auch dabei, mehr zu schreiben. Mit passenden Reizen kommt man in die richtige Stimmung. Hauptsache nicht darauf warten, dass Inspiration, Motivation, oder die überbeschäftigte Muse einen anfangen lassen. Das Schreiben sollte zur Gewohnheit werden. Täglich schreiben, jeden zweiten Tag oder einmal in der Woche – Hauptsache regelmäßig. Dann aber auch die Zeit nur zum Schreiben nutzen.
Um zu verhindern, dass man am Schreibwerkzeug sitzt und keine Idee hat, was als nächstes kommen soll, einfach im Voraus planen. Für plottende Schreiber ist das einfach, aber selbst spontane Schreiber profitieren davon, die nächste Szene bereits im Kopf vorzubereiten. Vielleicht kann die Aktivität unmittelbar vor dem Schreiben genutzt werden, um sich schon einmal Gedanken zu machen. (Es hat auf jeden Fall etwas für sich, einen Mord zu planen, während man seine Kinder ins Bett bringt…)
Zum Thema Gewohnheiten kann ich außerdem „Die 1%-Methode“ von James Clear empfehlen.
Techniken
Falls man es noch nicht beherrscht, lohnt es sich das Zehn-Finger-System zu lernen. Man schreibt damit nicht nur schneller Geschichten, sondern auch Texte für die Arbeit und lästige E-Mails.
Wenn das Schreiben am Computer aus irgendwelchen Gründen nicht so richtig floriert, dann einfach mal handschriftlich arbeiten, diktieren oder am Handy schreiben. Das macht zumindest in der Hinsicht flexibler, dass man immer und überall schreiben kann.
Ablenkungen minimieren. Das gehört irgendwo auch zu den Gewohnheiten, aber es ist mehr als sinnvoll, das Telefon weg zu packen, den Vollbild-Modus zu nutzen, und Internetrecherche zu einem späteren Zeitpunkt zu erledigen. Wenn während des Schreibens Informationen fehlen, dann einfach entsprechend in eckige Klammern packen: [Erdbeer-Arten recherchieren]
Das trifft besonders für das Schreiben des ersten Entwurfes zu.
Was ist eure (durchschnittliche) Schreibgeschwindigkeit? Habt ihr zusätzliche, exotische Tipps, um diese Zahl nach oben zu korrigieren?
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