Barrierefreie eBooks

Heutzutage schreibe und arbeite ich viel bezüglich digitaler Barrierefreiheit. Als Schriftstellerin sind mit dabei kürzlich auch barrierefreie eBooks über den Weg gelaufen. Diese müssen natürlich die selben Kriterien erfüllen, wie jedes digitale Produkt. Zumindest fast.

Lasst mich kurz die paar Kriterien vorstellen, die für barrierefreie eBooks gelten.

Barrierefreiheitsstärkungsgesetz

Im Juni 2025 ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in Kraft getreten, mit dem jedes Produkt zur Barrierefreiheit verpflichtet wird. Das schließt natürlich auch digitale Produkte wie Webseiten, Apps und eben eBooks ein.

Ausnahme bilden hier Kleinstunternehmen (für Deutschland sind das Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden und weniger als 1 Million Euro Jahresumsatz, die Definition ist aber schwammig). Im Falle der eBooks sind somit Selbstverleger mit einem entsprechenden Umsatz (nicht Gewinn!) nicht verpflichtet.

Trotzdem sollte natürlich jedes Produkt für jeden verfügbar sein, allein um die Menge potentieller Leser:innen zu erhöhen und niemanden kategorisch auszuschließen.

Format

eBooks gibt es in den Datei-Formaten ePub und mobi.

ePub existiert in Version 2 und 3, während mobi ein Dateiformat ist, dass ausschließlich für amazons Kindle genutzt wird. Weder ePub2 noch mobi sind barrierefrei, denn diese Formate unterstützen nicht die benötigten Metadaten, die für ein barrierefreies Produkt nötig sind. Sogar amazon ist auf ePub3 umgestiegen. Natürlich sind trotzdem noch viele eBooks in den Formaten ePub2 und mobi im Umlauf, denn es besteht keine Verpflichtung, alte Produkte barrierefrei zu aktualisieren. Aber jedes Update und jedes neue Buch fällt unter das BFSG.

Entsprechend muss für ein barrierefreies Buch immer ePub3 genutzt werden.

Meta-Daten

Neben den bereits bekannten Meta-Daten wie Autor:in, Verlag und Erscheinungsdatum gibt es noch zusätzliche Barrierefreiheits-Meta-Daten. Sie helfen Betroffenen oder Hilfprogrammen zu erkennen, ob ein Buch sicher oder überhaupt lesbar ist.

Diese Meta-Daten können programmatisch eingefügt werden, wenn man Technikafin ist und die Suchmaschine bemüht. Die meisten eBook-Programme oder Distributoren bieten allerdings ebenfalls die Funktionalitäten, um diese Daten hinzuzufügen. Dazu gehören die Art des Inhaltes, ob Bilder enthalten sind, Schaubilder verwendet werden oder es sogar dynamische oder interaktive Elemente gibt.
Das war’s schon.

Alternativtexte

Wenn Bilder verwendet werden, dann müsse diese mit einem Alternativtext versehen werden der vorgelesen wird, wenn Leser:innen nicht sehen können. Dieser Text sollte genau die Informationen enthalten, die sonst das sichtbare Bild transportieren würde. Altexte sollten dabei eine knappe Beschreibung von nicht mehr als 200 Zeichen sein und mit einem Punkt enden.

Bei Schaubildern und komplexen Grafiken wird es natürlich schwieriger. Hier muss ein Transkript oder eine vollständige Beschreibung in der Nähe des Bildes zu finden sein.

Dann gibt es noch rein dekorative Bilder. Diese können mit einem leeren Alt-Text versehen werden um zu symbolisieren, dass es hier keine weitere Information gibt.

Allternativtexte dürfen nicht die Information enthalten, dass es sich um ein Bild handelt. Diesen Kontext gibt die Vorlesesoftware selber aus.

Struktur

Im Endeffekt ist ein eBook nur wenig mehr als eine einfache HTML-Datei. Es enthält Fließtext und einige strukturelle Inhalte. Diese Inhalte müssen entsprechend ihres Typs formatiert sein.

Überschriften

Kapitel-Überschriften müssen auch als solche formatiert werden, damit sie zur Strukturierung des gesamten Buches genutzt werden können. Die meiste Schreibprogramme bauen sich damit auch das Inhaltsverzeichnis zusammen. Überschriften sind hierarchisch aufgebaut, sodass unter einer h1 eine h2 kommt und dann erst eine h3, ohne ein level zu überspringen.

Weiterhin sollten Überschriften auf den darauf folgenden Text hinweisen, die Formatvorlage also nicht bloß genutzt werden, um zum Beispiel ein Zitat ästhetisch hervorzuheben.

Listen, Tabellen, und Sonstiges

Solche Elemente kommen häufiger in Sachbüchern vor, aber letztendlich kann es in jedem Text Listen und Tabellen geben. Die sollten auch als solche Formatiert sein. Zeilen mit einem Minus am Anfang sehen vielleicht aus wie eine Liste, sind aber keine. Eine syntaktisch korrekte Liste wird von der Vorlesefunktion als solche angekündigt, wieviele Einträge sie hat und dann die einzelnen Einträge. Außerdem sollten Listen mit nur einem Eintrag vermieden werden.

Kontrast

Bei Bildern oder farbigem Text – aber auch beim Coverdesign, sollte der Kontrast zwischen Hintergrund und Text mindestens 4,5:1. 3:1 bei großem Text. Wird der Kontrast nicht eingehalten, dann verschwimmen für manche Menschen Text und Hintergrund einfach miteinander.

Um den Kontrast zu prüfen gibt es Kontrast-Checker, z.B. den webaim contrast checker.

Werkzeuge

Wie so üblich gibt es eine Vielzahl von Werkzeugen, mit denen man eBooks auf Barrierefreiheit überprüfen kann. Distributoren haben wahrscheinlich nochmal ihre eigenen Prüfungen eingebaut. Ich habe bisher zwei Programme genutzt, um meine Bücher fit zu machen. Beide sind kostenlos und einfach zu benutzen.

EPUB-Checker

Zuerst der pagina EPUB-checker. Dieses Programm ist nicht für Barrierefreiheit optimiert, findet aber grobe Schnitzer wie Umlaute in den Bilddateien.

Ace by Daisy

Die ACE-Bibliothek ist über die Mediengrenzen hinweg eine etablierte Bibliothek für Barrierefreiheits-Tests.

Ace by Daisy bietet ein Programm, das manchmal ein paar Anläufe braucht, um die ePub-Datei zu laden, dann aber einen ausführlichen Bericht zur Barrierefreiheit liefert. Inklusive der aufgelisteten Überschriften-Struktur, der Alternativtexte und Meta-Daten.

Meine eBooks sind inzwischen barrierefrei verfügbar, Dank einem Tag voller Nachforschungen und einem Distributor, der mich die ganzen Meta-Daten hat nachpflegen lassen, weil Scrivener dafür leider keine Bearbeitung anbietet.
Lasst mich gerne wissen, welche Erfahrungen ihr mit Programmen oder Distributoren in punkto Barrierefreiheit gemacht habt.


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