Je länger der Text, desto wichtiger ist es auch, ihn zu überarbeiten. Das gilt für Flash Fiction Geschichten und umso mehr für Kurzgeschichten.
Neben der Geschichte selbst kann der Schreiber auch auf eine bestimmte Wirkung abzielen, Wörter sorgfältig auswählen oder einen Rhythmus beibehalten. Und wenn diese Botschaft im kreativen Prozess des ersten Entwurfes etwas untergegangen ist, dann ist die Überarbeitung da um alles wieder glatt zu ziehen. Oder zumindest so weit zu polieren, dass eine lesenswerte Geschichte dabei heraus kommt.

Plot

Wurde die benutzte Formel eingehalten? Sind wichtige Plot-Punkte getroffen oder verfehlt worden? Und ist das schlimm und macht die Geschichte kaputt, oder ist somit eine andere, vielleicht sogar bessere Geschichte mit eigener Formel entstanden? Zumindest sollte man sich noch einmal vor Augen führen, wie die Formel hinter den Worten aussieht.

Das gilt besonders dann, wenn die Planung auf halbem Wege über den Haufen geworfen wurde. Der Plot sollte konsistent sein, auf den Höhepunkt hin arbeiten und den Leser kausal durch die Ereignisse führen. Halte Ausschau nach Nebenhandlungen und Nebencharakteren, die sich etwas zu sehr aufspielen.

Länge

Die Länge ist besonders dann relevant, wenn nach Ausschreibungsrichtlinien geschrieben wird. Bereits beim Schreiben sollten diese im Auge behalten werden, sowie darauf die verwendete Formel zu beachten. Wenn gekürzt oder ergänzt wird, sollten Gesamtlänge und die Aufteilung der Plot-Punkte weiterhin im Gleichgewicht sein.

Zusätzlich gibt es noch die reine Definition der Kurzgeschichte. Unterhalb von 1.000 Wörtern hat man es eher mit einer Flash Fiction Geschichte zu tun. Bei über 10.000 Wörtern ist das ganze zu lang für eine Kurzgeschichte und entweder sollte drastisch gekürzt werden, oder man besieht sich, ob man daraus nicht vielleicht eine Novelle macht.

Pacing

Ich finde kein schönes, passendes, deutsches Wort für „pacing“, aber grundsätzlich ist damit die Geschwindigkeit gemeint, in welcher die Geschichte voran schreitet.

Im Gegensatz zur Flash Fiction hat man in der Kurzgeschichte durchaus Raum für die erschaffene Welt und Beschreibungen. Trotzdem sollte dies nicht zu sehr vom Plot ablenken. Die Plot-Punkte sollten außerdem einigermaßen gleichmäßig verteilt sein.
Beim erneuten Leser der Geschichte zwecks Überarbeitung(en) sollte man nach Abschnitten Ausschau halten, die man überspringt, oder wenn die Action so hals über kopf geht, dass man gar nicht alles mitbekommt. Genau hier scheint es Probleme mit dem Pacing zu geben.

Stimme

Großartige Geschichten haben großartige Stimmen. Zumindest sollte darauf geachtet werden, welchen Stil die Erzählung hat. Werden das gewählte Genre, die Atmosphere und der Erzähler dadurch abgebildet? Wortwahl, Vergleiche und der Detailgrad hängen gänzlich von der Person ab, welche die Geschichte erzählt.

Besonders Kurzgeschichten sind außerdem perfekt geeignet, um etwas Neues und Ungewöhnliches auszuprobieren. Vielleicht einmal aus der Sicht eines Tieres schreiben, der eines Soziopathen, eines Farbenblinden oder eines Unsterblichen, der über den Verlust des letzten verbliebenen, geliebten Menschen trauert. Diese besondere Effekte einer Geschichte verdienen besondere Aufmerksamkeit.

Letzter Schliff

Neben Plot, Formel, Genre und Stimme kann es durchaus weitere stilistische Mittel geben.

Die Ausschreibung kann zum Beispiel ein modernes Märchen fordern. Oder die Geschichte wird komplett in der zweiten Person erzählt. Oder ein Rotkehlchen wird immer wieder als Leitmotiv erwähnt. Kreativität kennt hier keine Grenzen. Solche kleinen Extras bringen auch – oder besonders – als Schreiberling Spaß.

Ist man mit seiner Kurzgeschichte einigermaßen zufrieden, sollte man sie als nächstes ausdrucken. Laut vorlesen – am besten für einen Zuhörer – und dabei nicht nur Rückmeldung bekommen, sondern auch letzte Tippfehler und Wortfallen finden.
Herzlichen Glückwunsch, du hast eine wundervolle Kurzgeschichte geschrieben.

Überarbeitung einer Kurzgeschichte

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